Freitag, 30. Januar 2015

Smart gesteuert.


Ich glaube heute hatte ich das größte Schlüsselerlebnis meines Lebens. Ich fuhr in die Stadt, regte mich über den Typ auf, der mir die Vorfahrt genommen hatte, parkte, stieg aus und ging in die Stadt. Kaum steigt man aus dem Auto, was kramt man zuerst aus der Tasche? Genau, sein Handy. Oder Smartphone. Auch ich tat dies,  ging,  checkte dabei  Facebook, Instagram und plötzlich hörte ich ein lautes „EJ“. Ich erschrak total, schaute mich um und sah, dass es ein junger Kerl von der Brücke schrie und abhaute. Ich lachte, schüttelte den Kopf und dachte nach.

Schließlich packte ich mein Handy weg und es fiel mir auf, dass jeder in der Stadt sein Handy in der Hand hatte und darauf starrte. Ob an der Ampel, an der Kasse, bei der Unterhaltung mit einer Freundin, beim Essen-einfach ÜBERALL.

Hier ein großes Dankeschön, an den Typ, der mich zu Tode erschreckt hat!

Erst heute wurde es mir bewusst, dass wir unsere Umgebung nicht richtig wahr nehmen. Eigentlich besteht unser Leben nur noch aus den Worten: liken, teilen, Kommentieren, Anstupsen und Markieren.

„Der/ Die hat mein Bild nicht geliket“, „Der/Die hat die jetzt extra markiert um mich eifersüchtig zu machen“,“Ich block die“, Ich lösch die Fotos“!

Und schon finden wir die eigentlich tolle Freundin, doch gar nicht mehr so toll. Nur wegen einem Mausklick.

Hallo. Aufwachen. Na, merken Sie, wie sich unsere Gesellschaft verändert? Eigentlich habe ich schon kein Bock mehr, mich mit meinen Freundinnen zu treffen, alle samt glotzen jede Minute auf ihr Handy, hören einem nicht richtig zu. Toll, wow, kann ich darauf verzichten. Man redet weniger, führt keinen Augenkontakt mehr und wenn ist das Hauptthema Facebook oder Smartphone. „Haste schon das Foto gesehen, was die hochgeladen hat? “Voll peinlich“! „Kennste die App, die ist mega lustig“! „Also ich würde mir einen andere Hülle kaufen!“


Am liebsten würde ich einfach aufstehen und gehen. Sorry, dafür brauch man sich nicht zu treffen. Wenn man dann mal witzige Themen anspricht, die man erlebt hat oder aus dem Alltag sind-schwups wird aufs Display geguckt, es herrscht absolutes Desinteresse am richtigen sozialen Leben.

Ich würde mich so gerne mal bei Facebook ohne große Ankündigung abmelden nur um zu gucken, wer sich noch Mühe gibt beim „Melden“..ich wette mit Ihnen um 100 € vielleicht 2 Leute. Und dann kommen tausende Nachrichten per Whatsapp-oh nein, noch so ein BIG BROTHER.

„Bist du nicht mehr bei Facebook“? „Warum“? Und wenn man sich dann traut zu sagen, dass man dies nicht mehr möchte, wegen „Überwachung etc. „

Dann.., dann wird man ausgelacht. Dann heißt es „haha, haste gehört die Nadja hat sich abgemeldet“!

Bin ich dann das heutige uncool? Wenn ich daran denke mich abzumelden, bekomme ich ein wenig Angst. Man traut sich nicht so recht, dieses Gefühl wie auf einem 5er Springturm zu stehen, vorne an der Kante, eigentlich will man nicht springen, dreht sich rum und sieht in die genervten Blicke der Schlange die hinter dir steht und druck macht.

Ich kenne 5 Leute in meinem Freundeskreis, die kein Facebook haben. Für mich war das unfassbar, wie kann man bitteschön nicht bei Facebook sein? Das schlimme kommt noch hinzu, deine Daten werden gespeichert und nie gelöscht. Als ich geheiratet habe, wollte ich meinen Namen bei Facebook ändern, versuchte dies und es kam die Meldung, bitte schicken sie uns eine Kopie der Heiratsurkunde, damit wir deinen Namen registrieren können.

Sprachlos. Was wollt ihr noch? Meine Kontonummer? Dann denke ich immer an 2 verstorbene Freunde, die ich in meiner Freundschaftsliste habe, was passiert mit denen? Sterbeurkunde schicken?? Einfach nur Abstoßend.

Oder die Geschwister von Facebook, Instagram und Whatsapp oder der Big Daddy Google.

Die Leute denken nicht mehr nach. Eines Abends stellte eine gute Freundin, ein Rätsel, es war eins mit Spaghetti und 2 Weckern  der eine ging nach 4 Min. aus und der andere nach 7 Min. die Spaghetti sollten jedoch auf den Punkt 9 min. kochen.

Wie geht das? Nach 10 min., hatten wir das Rätsel gelöst!

Mein Mann, stellte das Rätsel 2 seiner Arbeitskollegen und nach 3 Minuten gaben sie auf und googelten es, anstatt ihr Gehirn anzustrengen.
 

Fazit: WIR VERBLÖDEN!

 
Erst letztens habe ich eine Stellenanzeige bei Facebook gesehen in einer Spottet  Gruppe. Für alle die, die nicht wissen, was eine Spottet Gruppe ist, fast von jeder Stadt wird eine Gruppe erstellt, dort können die User dann anonyme Fragen stellen, oder jemanden suchen z.B. so: Hallo, habe dich heute an der Lidl Kasse in XXX gesehen, du hattest schöne Augen“!

Darunter findet man dann entweder hater Kommentare oder tausende Verlinkungen von Personen die in der Stadt XXX im Lidl arbeiten.

WOOOW.

Sogar die Personalchefs, gucken bei Google, ob sie dich bei Facebook finden. Und wenn du dann EIN böses Foto drin hast-haste verloren.  Ich habe gerade gesehen, dass ich Google falsch geschrieben hatte und Word mir es unterstrichen hat-Toll. Noch nicht mal hier haste deine Ruhe.

Hören Sie auf, sich virtuell Steuern und beeinflussen zu lassen. Schauen Sie ihren Herzensmenschen in die Augen und nicht auf sein Display. Reden Sie, anstatt zu kommentieren und erzählen den Leuten mit wem Sie unterwegs waren anstatt zu markieren.

 

Und vielleicht sage ich auch:

 

 fick dich, Facebook.

 

Und vergessen Sie nicht, lächeln Sie.

 

Nadja B.

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